TOUR DE MT. RENOSO

Pfingsten auf Corsica!
29.05. - 05.06. 2004
Mit zur schönsten Jahreszeit hat unsere Wanderung auf Korsika stattgefunden. Die Insel war in einem satten Grün und es blühte überall. Die Maccia präsentierte sich mit gelb blühenden Ginster, lila-farbigen Lavendel, weißen und lila-rosanen Zistrosenblühten und der schönen weißen arbucciu (Asphodele). Die Berghänge waren noch voller Schnee und die Bäche, die unseren Weg kreuzten, waren gar Flüsse, voller Wasser und das Queren gestaltete sich das eine oder andere Mal recht anspruchsvoll. So abwechslungsreich wie sich uns die Natur zeigte, so einsam und wild war sie auch (wir kamen in den Genuss, Wildschweine, Greifvögel, Feuersalamander, Pferde, Kühe und das korsische "Wachtelhuhn" in unmittelbarerer Nähe anzutreffen). Sogar auf dem sonst recht frequentierten GR20 waren nur wenige Wanderer unterwegs. Das Wetter variierte: Starker Nebel, Regen, kühle Nächte, Sonnenschein und Schneefelder kreuzten unseren Weg . Die Insel zu dieser Jahreszeit !? - Ein Traum! Nur zu empfehlen! Selbst die Korsen waren noch eine Nummer entspannter und besser drauf als im Sommer.

Ausgangspunkt unserer Wanderungen war wieder ein Camping a la Férme. Strom wird ausschliesslich durch Sonnenenergie gewonnen und das Wasser kommt von der eigenen Quelle. Ein Sanitärblock mit einer Küche bildet das Zentrum des Platzes. Von allen Teilnehmern wurde er zum besten Camping der Insel gewählt! Auf diesem Platz konnte unser überflüssiges Gepäck sicher zurückgelassen werden.

1. Tag:

Wir trafen uns am Samstag (29. Mai) auf unserem Basis-Camping. Einige waren gegen mittags da und so ergaben sich schon interessante Gespräche. Gemeinsam wurde dann das Abendessen zubereitet, bis endlich auch die Zugreisenden ankamen. Ganz hungrig genossen wir das Abendessen. Danach wählten wir einen schönen Platz oberhalb unserer Zelte, um Infos auszutauschen, Fragen zu klären,...unser gemeinsames Ziel:

Das Mt. Renoso (2352m) Massiv im Zentrum der Insel einmal zu umrunden.

2. Tag:

Für heute war eine Tagestour geplant. So bestand die Möglichkeit sich zu akklimatisieren, sich ein zu laufen und erste Erfahrungen mit der korsischen Bergwelt und vielleicht neuem Material (Schuhe, Wanderstöcke) zu sammeln. Durch einen Kastanienwald stiegen wir zunächst an und sahen hin und wieder Zeichen vergangener Kulturen und der mühsamen Kastanien-Landwirtschaft. An einer Quelle konnten wir uns mit gutem korsischen Wasser erfrischen. Der Aufstieg setzte sich fort. Allmählich veränderte sich die Landschaft. Es wurde felsiger, erste schöne Blicke offenbarten sich bis wir zu einem laut tobenden Wasserfall kamen. Von dort ging es an einer angelegten Wasserstraße teils über Stufen, teils direkt am Wasser entlang, runter bis zu einem Bergdorf, welches aus 5 Weilern besteht. Nach einer kurzen Dorfbesichtigung mit BAR-Besuch, ging es noch mal kurz auf Wanderung, bis wir unseren Basis-Platz erreichten. Letzte Vorbereitungen für unsere 5 -Tages-Tour standen nun an. Aber die Zeit reichte noch für ein ausgiebiges Abendessen und geselliges Beisammensein.

3. Tag:

Der Beginn unserer Mehr TagesTour: Wir wanderten zum Bergdorf und trafen unterwegs kurz wieder auf unsere Begleiterin von gestern, die Wasserstraße. Im Dorf erkundigten sich ältere Herren nach unserem Vorhaben. Es ergab sich ein nettes kurzes Gespräch mit interessanten Hinweisen. Sie wünschten uns am Ende "Bon Courage" - Ich fühlte mich an eine Szene im Asterix auf Corsica erinnert, wo ältere Herren auf einer Bank sitzen und aufmerksam das Geschehen beobachten und gute Kommentare stets parat haben.

Nun folgte ein angenehmer breiter Weg, der zum Unterhalten und Schwelgen einlud. Als wir den Fluss querten, began die Steigung. Über 1.000 Höhenmeter standen uns heute bevor! Und so stiegen wir und stiegen und stiegen aber auch in Serpentinen, bis wir ein Plateau erreichten.

Wir belohnten uns mit einem ausgiebigen Picknick. Alle versuchten die Güter ihrer Rucksäcke anzupreisen, um Gewicht loszuwerden.

Nebel zog auf und wir stiegen immer höher durch einen schönen Buchenwald, der in dem Nebel eine besondere Stimmung wiederspiegelte. Kurz nachdem wir einen Pass erreichten, kamen einige Bergerien. Wir füllten Wasser nach und stärkten uns. Es ging weiter bis zu einer Skistation, welche schon ein seltsamer Anblick war und zum Nachdenken anregte. Nun begann es zu regnen. Der Wolkennebel zog sich immer mehr zusammen. Die Sicht lag nur noch bei 20 -30 Meter. Ein wenig enger zusammengerückt erreichten wir gegen 17:00 im dichtesten Nebel unsere Hütte.

An dieser unbewirtschafteten Bergerie hatten wir einige Tage vorher ein Lebensmitteldepot angelegt, was wir bei unserer Ankunft zum Glück ungeplündert antrafen. Nach dieser doch anstrengenden Etappe machten alle erst mal eine kleine Pause und wärmten sich wieder auf. Nach dem Abendessen, kümmerten wir uns um ein Feuer. Unser kleiner trockener Holzvorrat, den wir vor ein paar Tagen gesammelt hatten, erleichterte das Entzünden. Wir sammelten weiteres Holz und wärmten uns und unsere Klamotten an dem schönen prasselden Feuer

4. Tag:

Am Morgen waren immer noch Wolken am Pass, doch für einige Momente lösten sie sich auf und es ergab sich ein Blick bis zur Ostküste. Am Hang entlang über vereinzelte Schneefelder (1800m) gelangten wir in einen alten Buchenwald. Mittags erreichten wir die Bergerie de Pozzi. Dort machten wir Pause und besichtigten die Pozzines, ohne auf einen Menschen zu treffen. Es war sehr kalt und wir entschlossen uns nach einem stärkenden Mittagessen sofort weiter zu laufen. Oberhalb des Plateau de Gialgone trafen wir auf den GR20 und sahen schon von weitem die ersten Wanderer seit unserem Loslaufen. Viele Füsse hatten durch die Schneeschmelze noch sehr viel Wasser und die Flussquerungen wurden zu spannenden Momenten.

Gegen Nachmittag erreichten wir dann die Skistation Capanelle. Dort hatten wir im Vorfeld Schlafplatz und corsisches Menu reserviert. Nach einem reichhaltigen und sehr gutem Essen (Soupe Corse, Rindergulasch mit Polenta, Polenta Chataigne und Käse sowie selbstgebackenen Kuchen) fielen wir ziemlich vollgefressen in unsere Betten.

5 Tag:

Heute war die Sicht sehr schlecht und Unwetter vorhergesagt, so dass wir einstimmig beschlossen, den Anstieg auf den Mt. Renoso auszulassen. Wir gingen weiter auf dem GR20 in Richtung Vizzavona. Links über uns waren Wolken, doch in Richtung Osten hatten wir eine schöne Sicht zum Meer. An einer Bergerie machten wir Mittag. Bis dahin waren uns an dem Tag noch keine Wanderer begegnet. Etwa 10 kamen uns nach unserer Mittagsrast entgegen.

Nach dem Bocca Palmente verliessen wir den GR20 wieder und trafen wieder auf niemanden. Wir gingen einen alten Weg "Sentier Femme Perdue" der durch einen Buchenwald führte. Zu unserer Zeit hätten sie ihn besser in Salamanderweg umbenennen sollen. Es kreuzten nämlich ca. 6 -7 der sonst selten zu sehenden Feuersalamander unseren Weg . "Achtung Feuersalamander rechts am Weg" und so ähnlich ging es von vorne durch die Gruppe. Am Nachmittag erreichten wir dann wieder eine Gite, die wir vorher reserviert hatten. In der Küche, die auch von anderen Hotelbewohnern genutzt wurde, trafen wir auf zwei Franzosen, die positiv von unserem Abendessen angetan waren, als Sie sich selber irgendwelche Alupackungen als Wanderessen aufmachten. Und Sie stellten fest, dass nicht den Franzosen, sondern den Deutschen die gute Esskultur nachgesagt werden solle. Bei uns gab es als Entree eine Frühlingssuppe, dann Knödel mit Pilzsosse und corsischem Panzetta-Speck. und zum Nachtisch Espresso con Kekse. Aus dem Hotel wurden noch 2 Flaschen Wein organisiert und wir genossen das Ambiente.

6. Tag:

Nach einer ruhigen Nacht machten wir uns am Morgen auf um in ca. 1 Stunde bis zum Bahnhof von Vizzavona zu gelangen. Dort angekommen gab es einen zweiten Café in der Bahnhofsbar und wir begannen unseren Kulturtag. Mit einer halben Stunde Verspätung, kam dann auch der Zug, der uns unter dem Berg durchbrachte. Als wir dann in Bocognano ausstiegen, began es zu regnen. Flucht in die Bar und zum Bäcker. Dann gingen wir los. Als wir den Ort gerade verlassen wollten, kam das Unwetter. Sintflutartige Regenfälle prasselten auf uns herab. Wir entschlossen uns nicht weiter nasswerden zu wollen und sind zurück ins Dorf (Bahnhof) um erstmal Schutz vorm Regen zu suchen. Da wir nicht durchnässt an unserer Tagesetappe ankommen wollten, bzw. am letzten Tag nicht noch eine Kranheit riskieren wollten, kam der Kulturtag wieder ins Programm.

Mehrere Ausflüge zum wohl "besten" Bäcker der Insel, sowie gemeinsamer Besuch der "Bar des Amis". Eric ging / trampte in der Zeit das Auto holen, damit wir dann abends wieder zu unserem Basiscamp fahren konnten. Vorher wurde im Dorf noch alles für den corsischen Grillabend organisiert, den wir einen Tag vorgezogen haben als krönenden Abschluss unseres Kulturtages. Das Unwetter tobte weiter in den Bergen und alle waren froh auf dem Basiscamp zu sein. Dort genossen wir bei einem leckeren corsischen Grillabend die Bilder unserer Tour, die wir schon fertig digitalisiert direkt als Diashow betrachten konnten. Dabei wurde die Fahrt noch einmal visuell, sowie mit kleinen Erinnerungsgeschichten reflektiert.

7.Tag:

Als wir uns am Vortag zum Nichtweiterlaufen der Etappe entschlossen hatten, wurde aber auch gleichzeitig der Entschluss gefasst, dass wir unsere letzte Etappe trotzdem gehen wollen. Dazu starteten wir heute von einen Pass, um von dort aus eine Rundtour mit leichtem Tagesgepäck zu machen. Da wir keine grossen Rucksäcke mehr hatten, ging das Laufen nun recht einfach und wir wählten einen kaum begangenen Weg, der meist nur wenige Male im Jahr von Hirten genutzt wird, wenn diese ihre Tiere in den heißen Monaten in die höheren Bergregionen hoch- bzzw. wieder runter treiben. Dieser Weg führt über einen kleinen Kamm von dem aus schöne Blicke in die nördliche Bergregion zu geniessen waren. Hier fanden wir auch die bekannten korsischen Kräuter der Maccia, die durch der Sonnenhitze den viel besagten Inselduft ausströmen von dem sehr viele, wie z.B. Napoleon schwärmten. So konnten wir Rosmarin, Zitronenthymian & Co. sammeln.

Wir verliessen den Weg und querten einen Bach, der ganz versteckt in der Schlucht lag. Ansatzweise waren die schönen Gumpen zu sehen,die sich in den Felsen versteckten. Wir kraxelten wieder den Hang hinauf, um nach einer Viertelstunde dann wieder auf einen alten Hirtenweg (Verbindung zwischen 2 Bergerien) zu gelangen, der dann recht deutlich bis zu unser anvisierten Bergerie führte. Kurz vorher kamen wir noch an einer Source vorbei, die wir erst mal in Anspruch nahmen

Heute schien schon den ganzen Tag die Sonne und wir wärmten uns in der Mittagspause so richtig auf. Endlich war nach dem Essen eine wohlverdiente Siesta mit Sonnenschein möglich! - Danach ging es auf einem markierten Weg stetig steigend weiter bis wir eine weitere Bergerie erreichten. Unterwegs gab es noch viele schöne Aussichten und interessante Gespräche, die sich bis in den späten Abend bei einem leckeren Essen und Wein fortsetzten.

8. Tag:

Heute stand frühes Wecken an, um noch die Möglichkeit zu haben, gemeinsam ausgiebig frühstücken zu können, da zwei von uns schon um kurz vor neun den Zug erreichen mussten. So fing das Abschied-Nehmen schon recht früh an. Die anderen saßen noch etwas zusammen, es wurden noch Tipps für den weiteren Aufenthalt auf der Insel ausgetauscht, in der Bibliothek geschmökert,...bis es dann wieder hieß Abschied zu nehmen.

Salute à tutti e à préstu!

(korsisch für: Viele Grüße an alle und auf bald!)